650 Jahre Tirol bei Österreich
Das offizielle Tirol hat am Sonntag 650 Jahre Zugehörigkeit zu Österreich gefeiert. In Innsbruck fand dazu ein „landesüblicher Empfang“ mit den Landeshauptleuten aller drei Landesteile für Bundespräsident Heinz Fischer statt.
Am 26. Januar 1363 vermachte Margarete „Maultasch“, Gräfin von Tirol, nach dem Tod ihres zweiten Mannes Ludwig von Brandenburg und ihres Sohnes Meinhard III. die Herrschaft an Etsch, Eisack und Inn den Herzögen von Österreich. Mit der Übergabe der gefürsteten Grafschaft Tirol an die Habsburger setzte die Tiroler Erbprinzessin den Auftakt für die gemeinsame Geschichte Tirols mit Österreich.
„Geschichte mit vielen Höhen und Tiefen“
Das Land Tirol beging das 650-Jahr-Jubiläum am Sonntag mit einem Festakt in der Innsbrucker Hofburg. „Es ist eine Geschichte mit vielen Höhen und Tiefen, in der die Länder des heutigen Österreich ihren eigenen Charakter entwickelten und sich oft mühsam, aber letztlich doch erfolgreich zu einem gemeinsamen Ganzen – Österreich – zusammenfanden“, sagte Bundespräsident Heinz Fischer in seiner Festansprache.
Gemeinsam Zukunft gestalten
LH Günther Platter (ÖVP) hob in seiner Rede die starke Vernetzung und grenzüberschreitende Zusammenarbeit Tirols, Südtirols und des Trentino hervor: „Das Jubiläum lässt uns auch in die Zukunft blicken. Denn diese Zukunft liegt in Europa, das auch jenen Rahmen bildet, in dem sich alle historischen Landesteile als Europaregion wieder zueinander hin entwickeln. Gemeinsam können wir unsere Position in einem der wichtigsten Kraftfelder des Kontinents stärken.“
Mit der Teilung Tirols 1918 und der Angliederung Südtirols an Italien endete die gemeinsame Geschichte für Südtirols LH Luis Durnwalder (SVP) nur vorläufig: „Was wir in diesen Jahren erleben, ist eine Wiederaufnahme dieser Geschichte, indem die Grenzen zwischen Italien und Österreich dank des vereinten Europa immer weniger spürbar werden und wir wieder stärker mit den Landesteilen im Norden und Osten zusammenwachsen.“
Die Jahrhunderte gemeinsamer Geschichte und Kultur stellen für den Trentiner LH Alberto Pacher die tragende Säule der Europaregion im vereinten Europa dar: „Am heutigen Tag ist es notwendig, sich der Geschichte und der Merkmale bewusst zu sein, die uns verbinden. Dennoch müssen wir die jeweiligen Eigenheiten des anderen respektieren, um eine konstruktive und nachhaltige territoriale Einheit zu schaffen, welche für ganz Europa beispielgebend sein kann.“
Habsburger übernahmen 1363 Tirol
Als die Habsburger das bedeutende Passland Tirol 1363 übernahmen, schlugen sie eine Brücke zwischen ihren Besitzungen in Österreich und dem Stammland am Oberrhein und stärkten die Nord-Süd- sowie Ost-West-Achse. Bereits unter Meinhard II., dem Großvater der späteren Landesfürstin Margarete „Maultasch“, florierte das Land dank dem Ausbau der Verkehrswege, der Modernisierung des Finanzwesens und der Verwaltung sowie einer geschickten Bündnispolitik. Die Habsburger setzten diesen erfolgreichen Weg fort und festigten die strategische wie wirtschaftliche Bedeutung Tirols.
Auch Bayern wollte Tirol haben
Über diesen Herrschaftswechsel sowie dessen Hintergründe und Auswirkungen referierte der Historiker Josef Riedmann. Der aus Bayern stammende Intendant des Tiroler Landestheaters, Johannes Reitmeier, beleuchtete die historischen Ereignisse aus der Perspektive des nördlichen Nachbarlandes. Denn auch der Schwiegervater Margaretes, Kaiser Ludwig der Bayer, erhob Anspruch auf das Land im Gebirge.
„Sigillum“ – 650 Sekunden Festmusik
Der Festakt fand mit der Uraufführung des Werks „Sigillum“ einen feierlichen Ausklang. Landeskapellmeister Hermann Pallhuber komponierte im Auftrag des Landes anlässlich des Jubiläums symbolisch 650 Sekunden Festmusik. Das Stück für Blechbläser und Pauken verbindet imposante Fanfarenklänge mit mittelalterlicher Musik und mündet in die vertraute Melodie der österreichischen Bundeshymne.
Dem Festakt ging ein landesüblicher Empfang vor dem Tiroler Landestheater mit Abordnungen aus allen drei Landesteilen sowie ein Gottesdienst im Innsbrucker Dom voran, den Diözesanbischof Manfred Scheuer zelebrierte.