Die Vierzig von Gries. (1809.)
Trient ist gefallen – nun geht’s um Lavis! –
Dort halten die Brücke die Vierzig von Gries.
Von Pulver umqualmt und von Kugeln umtanzt,
Dort halten die Vierzig, im Zollhaus verschanzt,
Die trutzigen Schützen mit wehender Fahn’,
Und ihnen zur Seite der Feldkaplan.
Und schäumt auch der Marschall von Frankreich wie toll,
Sie halten die Brücke und fordern den Zoll.
Er wettert und zettert, er lockt mit Pardon,
Die Antwort ist Lachen und blutiger Hohn.
Und knallen die vierzig Tiroler Gewehr’,
So fallen auch Vierzig vom fränkischen Heer.
„Was wollt Ihr Euch wehren – von Tausend berannt?“ –
„Eh’ sterben in Ehren, als Leben in Schand’!“
„Ha, wollt Ihr beharren und gebt Ihr nicht nach, So flieg’ Euch, ihr Narren, der Pechkranz auf’s Dach!“
Bald knisterts und prasselts, bald lodert das Haus,
Doch kommt von den Vierzig nicht Einer heraus
. Sie nehmen noch unter der glimmenden Fahn’
Die heilige Zehrung von ihrem Kaplan,
Dann dröhnen noch einmal die vierzig Gewehr’ Und still wird’s im Hause und still wird’s umher.
Der Marschall von Frankreich sieht starr in die Glut
Und senkt seinen Degen und zieht seinen Hut.
Und als in den Schutthauf der Abendwind blies, Zerstob auch die Asche der Vierzig von Gries.